Nicht nur die Schotten, in ganz Europa gibt es Unabhängigkeitsbewegungen. Gibt es bald ein Europa der Regionen?
Die angedrohten Konsequenzen für die Unabhängigkeit Schottlands werden nicht so heiß gegessen, wie von London gekocht. Viele Fachleute sprechen davon, dass es mit der Währung und der Wirtschaft keine Probleme gäbe. Eine Aufnahme in die EU wäre vielleicht sogar ein Zeichen für den Austrittswillen Großbrianniens aus der EU. Die haben auch eine Menge Autonomie erhalten, was dem damaligen Auftreten der Iron Lady zu verdanken ist. Sollen wir dann den Briten auch so kommen, wie die Briten derzeit die Schotten zulabern? Allerdings geht es bei denen natürlich um Geld und genau das hat man von britischer Seite nie gegönnt: einen eigenen Haushalt.
Ich denke Unabhängigkeiten in Europa sind auf dem Vormarsch und warum nicht? Die EU als Suprastaat über den vereinten Regionen Europas – das ist doch ein sehr europäischer Gedanke! Die Nationalstaaten sind m.E. in vielerlei Hinsicht veraltet. Zwangsweise hat man Sprachen und Kultur durchgesetzt und die Grenzen politisch gezogen, und nicht so, wie die Leute zusammen gehören. In der Antike haben Flüsse die Menschen zusammen gebracht, heute (gut schon seit Jahrhunderten) werden sie aus politischen Gründen zur Grenze. Das Baskenland ist ein Beispiel dafür, wie der Nationalstaat Gebiete getrennt hat, die eigentlich zusammen gehören. Die Sprache wurde aufgepropft und die Kultur zuweilen wie in Spanien in Bezug auf Katalonien unter der Franco Diktatur sogar verboten.
Die NATO ist doch froh, wenn die Staaten die sich unabhängig machen, wieder Teil der Struktur werden. Im Endeffekt wird sich doch gar nichts ändern, naja doch – im EU Parlament wird man sich anpassen müssen. Und die Flagge, da müssten sich die Anzahl der Sterne ja erhöhen.
Weitere Regionen sind von der Idee einer Unabhängigkeit begeistert. Dazu gehört beispielsweise auch Grönland, das sich von Dänemark trennen will. Ob sich da dann auch Begehrlichkeiten in den USA erheben? Schließlich ist Grönland unter Betrachtung des alten und neuen Feindes Russland, Grönland ein strategisch wichtiger Punkt.
Die Unabhängigkeitsbestrebungen sind sogar über alle Parteiengrenzen hinweg vorhanden. In Katalonien sind es vor allem die Linken, die sich von Spanien trennen wollen. In Deutschland würde ich die Bayernpartei eher in die rechte Ecke stellen wollen. Es betrifft viele Staaten in der EU, in Belgien ist es Flandern und in Italien ist es Venezien.
Diese Unabhängigkeitsbewegungen unterscheiden sich aber dramatisch von denen in der Ukraine: Sie kommt von Innen, nicht von außen. Die Unabhängigkeit Schottlands könnte einen Trend auslösen, der den anderen sicherlich zuspielt. Die Zukunft, so sehe ich das, ist die EU, nicht der Nationalstaat. Mit der Erhöhung der Geschwindigkeit und Verbreitungsmöglichkeit der Kommunikation ist der digitale Wandel nun auch im Nationalstaat angekommen. Und vermutlich wird er alle Sphären der Gesellschaft erfassen.