Der Vampir ist in seiner modernen Art eine Form des Weiblichen, das man dämonisiert. Eine These.
Die Geschichten über Vampire gehen weit über das Mittelalter hinaus. Doch die Vampire in der Form, wie wir sie heute kennen, gibt es erst seit dem Roman von Bram Stoker. Das Buch Dracula erschien übrigens am 18. Mai 1897. Eine Zeit, die man nicht gerade als emanzipatorisch bezeichnen könnte.
Geschlechtscharaktere
Im 19. und 20. Jahrhundert findet man in den Lexika sogenannte Geschlechtscharaktere. Das meint Eigenschaften, die den jeweiligen Geschlechtern zugeordnet werden. Das ist kein Scherz! Es galt als “Wissenschaft”, wobei man selbstverständlich die Belege schuldig blieb. Frauen hatten aufgrund der innen liegenden Geschlechtsorgane Aufgaben im Inneren – also Haus, Herd und so weiter. Männer waren wegen der außen liegenden Geschlechtsorgane für das Äußere zuständig.
Frauen gelten als schwach, aber schön. Die Männer stehen für Kraft und öffentliches Leben, für Durchsetzungsvermögen und werden als Vernunftwesen gefasst. Diese Charaktere ziehen sich noch heute durch das patriarchale Gedankenmonster der Unterschiedlichkeit.
Charakter von Vampiren
Der Vampir ist in der Regel männlich. Dracula als hervorstechendster Vertreter dieser erfundenen Wesen. Doch betrachten wir Dracula im Verhältnis zu seinen “Nachkommen”. Das Bild des Vampiren des 19. und 20. Jahrhunderts. Er ist wenig überlegt, emotional und bleich.
Bleich, ein Symbol, derjenigen, die im Haus leben. Das Wort Redneck kommt daher, da die Arbeiter draußen waren und ihr Nacken von der Sonne rot war. Der Vampir ist jedoch vornehm, edel und schön. Er kann mit den Augen verführen. Eigenschaften, die man damals noch den Frauen zusicherte. Die Frau als unvernünftiges und emotionales Wesen, spiegelt sich im Vampir ebenfalls wieder.
Ein weiterer Faktor ist, dass Frauen bekanntlich Leben gebären können. Der Vampir ist dessen gewissermaßen auch fähig, denn durch seinen Biss verwandeln sich die Opfer zu Vampiren.
Geschlechter und Gestirnenzuständigkeit
Ein weiteres Indiz für die These, dass der Vampir indirekt das Weibliche darstellt, ist der Einfluss der Gestirne. Der Mond, das dominierende Gestirn der Nacht, steht für die Weiblichkeit. Sein Rhythmus von 28 Tagen entspricht der weiblichen Menstruation. Die Sonne steht dafür für das Männliche und diese kann ja den Vampir zerstören. Er scheut die Sonne, das Männliche.
Es ist eine vage These, aber sie sei einfach mal in den Raum gestellt: Der Vampir ist die symbolische Dämonisierung des Weiblichen.
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