Die Frage nach dem Dritten Weltkrieg steht im Raum, obgleich sie niemand wirklich stellt. Werfen wir mal einen Blick darauf!
Der Angriff Russlands auf die Ukraine, die Klimakrise und die Verweigerung, sich zu verändern, erinnern an längst vergangen geglaubte Zeiten. Die Zeichen stehen auf Sturm und ich bin der Ansicht, der Dritte Weltkrieg hat bereits begonnen. Denn die derzeitige Entwicklung gab es bereits in der Geschichte und der Ausgang ist bekannt.
Geschichte wiederholt sich
Die Geschichte wiederholt sich. Diese Vorstellung reicht bis in die Antike zurück. Polybios hat eine Abfolge an Verfassungen beobachtet und aufgeschrieben. Diese Abfolge sahen auch Aristoteles oder Machiavelli. Der Kreislauf der gesellschaftlichen Verfassungen dreht eine neue Runde. Dabei folgt auf die Herrschaft des Egoismus, die Herrschaft des relativ Solidarischen – bis das Pendel wieder in die andere Richtung schwingt. Die Herrschaft weniger zum eigenen Nutzen, die Oligarchie ist der Widerpart zur Aristokratie. Nein, das hat nichts mit dem mittelalterlichen Adel in Europa zu tun. Es sind Begriffe aus der Antike. Oligarchie versus Aristokratie (Herrschaft weniger zugunsten der Bevölkerung), die Demokratie versus des Bürgerkriegs und die gute Herrschaft der/des einzelnen Herrschenden gegenüber dem Tyrannen, der Tyrannin. Ohne zu tief in diese politische Theorie einzusteigen, die Gesellschaften verändern sich oft in diesem Schema.
Dabei kann man mit Blick auf die Geschichte einige Hinweise ausfindig machen, wann sich dieser Wandel vollzieht. Dass die Menschen hierzulande immer weiter nach rechts gezogen werden, ist seit Langem bekannt. Die Propaganda der konservativen Parteien hierzulande legten die Grundlage, auf der das rechtsradikale Gedankengut gedeiht. Dabei ist auffällig, dass dieselben Storys wie vor 100 Jahren immer noch funktionieren. Die Verschwörungsgeschichten haben sich leicht gewandelt, aber die Begrifflichkeiten wie Lügenpresse oder, dass die politischen Kräfte von bösen Mächten unterwandert sind, sind auch heute wieder aktuell. Diese Narrative setzen die Axt an die demokratischen Werte, die absolut links sind. Es ist das “Sturmreif-Schießen”.
Damals war die Industrialisierung der große Gamechanger, wie man heute sagt. Die Industrialisierung formte einen Wandel, der die Art zu Arbeiten und zu Leben veränderte. Diese Änderungen waren für die Konservativen die heilige Kuh, die auch heute wieder auf dem Podest zum Schlachten bereitsteht. Diese Veränderungen führten auch zu einen sozialen Wandel. Damals ging es beispielsweise um die Frauenrechte, heute ist es z. B. das Gendern. Die Ablehnung der Veränderung führt zu einer Verkrustung, die dann gewalttätig aufbricht. Heute ändert die Digitalisierung unser Leben grundlegend und diese Entwicklung erinnert an die Industrialisierung.
Dazu kommt noch der Klimawandel, der mit starken Migrationsbewegungen einhergeht. Diese Migrationsbewegungen könnten im Ausmaß ein historisches Vorbild einnehmen: die Völkerwanderung. Die alten Germanen haben das römische Imperium zum Einsturz gebracht. Sicherlich war das Imperium Romanum innerlich gespalten, doch den Todesstoß verliehen ihm u.a. die Alemannen, die Franken und die Goten. Die USA als Hegemonialmacht der westlichen Welt sehen sich einer ähnlichen Geschichte ausgesetzt. Die Macht in den USA ist dem Römischen Reich nicht unähnlich und eine innere Zerrissenheit durch die konservativen Republikaner hat bereits eingesetzt. Rom wollte die Menschen aus dem Norden nicht und es gab Krieg. Die EU schottet sich ähnlich ab wie Rom in jenen Tagen der sogenannten Völkerwanderung.
Wirtschaftliche Veränderungen und die soziale Schieflage
Die Null-Zins-Politik läutet das Ende des Kapitalismus ein. Alte Gewissheiten sind nicht mehr so richtig belastbar. Hatte Marx mit dem Ende des Kapitalismus recht? Ich denke schon. Der Neoliberalismus hat die soziale Teilung und Entwicklung zur egoistischen Gesellschaft vorangetrieben und verachtet die selbst hochgehaltenen Marktregeln. Der Egoismus ist gesellschaftlicher Konsens geworden und in der Konsequenz gönnt niemand den anderen etwas. Doch alle halten an diesem Konstrukt, das bereits zu modern beginnt, fest. Das wird wirtschaftliche Probleme mit sich bringen, die in einer Arbeitslosigkeit und letztlich mit einer sozialen Schieflage münden. Dies wird die Radikalisierung fördern und schon vor 100 Jahren verstanden es die Faschisten, diese Wut zu kanalisieren und gegen die Demokratie zu richten. Weltweit ist die Demokratie auf dem Rückzug und die Autokratien bekommen immer mehr Zulauf. Aus der Republik steigt – der Tyrann / die Tyrannin empor.
Die Schere zwischen arm und reich weitet sich seit Jahren. Eine Folge des Neoliberalismus, der das Gemeinwohl angefressen hat. Der Faschismus kehrt damit zurück und wird sich dieses Mal als nicht radikal tarnen. Schon früher verband die rechtsradikale Propaganda die Nazis mit Fortschritt. Heute tarnt sich der Faschismus als gutbürgerlich und will eine Alternative sein. Dabei war alternativ mal ein Begriff des linkspolitischen Felds.
Vor dem Wutwinter wird schon gewarnt und konservative Zeitungen, wie die “WELT” oder “BILD” werden es, wie schon bei Corona, verstärken. Diese Blätter agieren nach dem Vorbild in den USA, wo man die Spaltung bereits stark vorangetrieben und damit die Demokratie enorm beschädigt hat, wie es sich am Abtreibungsrecht oder beim Wahlrecht bereits exemplifiziert.
Blockbildung – Bereit für den Krieg
Die egoistischen Nationen streiten um Ressourcen, um Nachschub und Gewalt wird wieder zu einem legitimen Mittel. Es haben sich bereits weltweit Blöcke gebildet. Wer auf welcher Seite in einem weltweiten Krieg stehen wird, ist abzusehen. Russland und China, vermutlich unter Chinas Führung, werden eine Einheit darstellen, die einen Großteil der Erde und einen Großteil der Menschheit ausmacht. Dem steht der Westen mit den USA als Führungsmacht gegenüber.
Für einen Krieg dient bereits ein kleiner Anlass als der auslösende Faktor. Der Tod des Habsburgischen Thronfolgers 1914 oder der Fenstersturz in Prag 1618 waren kaum als Auslöser der größten Kriege der Weltgeschichte gedacht. Dennoch waren sie es. Vor dem Zusammenbruch der USA werden aber andere Krisen weiter eskalieren, und davon gibt es eine ganze Reihe! Taiwan und China könnte ein auslösender Konflikt sein, wie das Manöver Chinas verdeutlichte, aber auch Israel-Palästina. Südkorea und Nordkorea sind kaum auf Annäherungskurs. Japan rüstet bereits auf: Ein Land, das seit dem Zweiten Weltkrieg kein größeres Militär hatte. Schweden und Finnland sind der NATO beigetreten. Viele Dinge stehen auf Krieg. Wenn so viele Waffen verteilt sind und die Menschen darauf vorbereitet werden, dann könnte es auch eine selbsterfüllende Prophezeiung werden.
Die Ukraine ist natürlich ein wichtiger Faktor und der Krieg könnte bereits der Erste einer ganzen Reihe von Kriegen werden, die noch ausstehen. Dabei könnte auch die ressourcenreiche Arktis eine gewichtige Rolle spielen. Da will niemand hinten anstehen. Doch wer kriegt welchen Teil des sprichwörtlichen Kuchens und wie wird das entschieden? In Mali stehen russische Truppen der sogenannten Wagner Gruppe deutschen Soldaten der MINUSMA-Mission gegenüber. In Serbien gibt es starke Ambitionen zu Russland, was zu Konflikten mit der EU führen könnte und Putins Mann in der EU, Victor Orbán aus Ungarn, zerstört die Geschlossenheit der EU und macht sie teilweise handlungsunfähig. Autokrat*innen mögen Autokratien lieber.
Afghanistan ist ein Failing State, bei dem es womöglich nur eine Frage der Zeit ist, bis von dort neue Wellen der Gewalt ausgehen. Die Spannungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien sind ungebrochen hoch. Sie streiten um die Vorherrschaft in der Region – noch in Stellvertreterkriegen wie im Jemen. Auch hier sind die Blockzugehörigkeiten schon geklärt. Iran steht an der Seite Russlands und Chinas. Indien und Pakistan stehen sich kaum versöhnlich gegenüber und beides sind Atommächte. Der indische Premierminister Narendra Modi ist rechtskonservativ und wenig bekannt für seine religiöse Freiheit. Pakistan ist anders als Indien ein islamischer Staat.
Myanmar, Syrien, Libanon, Tunesien und andere Teile Afrikas leiden unter Bürgerkriegen, wobei internationale Akteure die Konflikte schüren. Die Türkei zündelt auch kräftig mit, nicht zuletzt durch die Unterdrückung der kurdischen Bevölkerungsgruppen.
Die Zahl der Konflikte ist in den letzten Jahren gestiegen und diese Zahl steigt wie die Rüstungsexporte weiter an. Es sind immer mehr Kriege und immer mehr Waffen im Umlauf. Zusammen mit der Blockbildung werden die Fronten globaler.
Dritter Weltkrieg mit Atomwaffen?
Der Dritte Weltkrieg hat meines Erachtens mit dem Überfall auf die Ukraine bereits begonnen. Kriege sind nie absehbar, aber die Eskalation der Gewalt schon. Gewalt erzeugt eben Gegengewalt – nicht zuletzt durch Vergeltungsmaßnahmen. Wir stehen an der Seite der Ukraine und führen einen Vorläufer eines Stellvertreterkriegs. Der Feind ist Russland, auch wenn man es der Deeskalation wegen nicht benennt. Die Abhängigkeit von Russland wird reduziert und wir rüsten auf. 100 Milliarden für die Bundeswehr ist eine riesige Summe und Scholz erklärte vergangenen Montag in Prag, dass man Bedrohungen aus der Luft und dem All entgegenwirken will. Die USA investieren gewaltige Summen in die Wehrfähigkeit der Ukraine und Taiwans – an den bedrohten Grenzen der Freien Welt.
Dabei stellt man sich unweigerlich die Frage, wird der Dritte Weltkrieg mit Atomwaffen geführt? Weltweit rüstet man auch atomar wieder mehr auf. Es ist ein weiteres Zeichen, dass man sich auf den Krieg vorbereitet. Doch ich glaube nicht an den Einsatz der Nuklearwaffen. Die Kriegsführung wird digitalisiert und autonome Waffensysteme werden nun ihren Aufstieg erleben. Doch Atomwaffen sind dabei wenig hilfreich. Denn der Einsatz einer solchen Waffe würde das angepeilte Land vernichten, das man auszubeuten gedenkt. Eine atomare Wüste bringt niemandem etwas. Es geht um die Ausweitung der Macht, nicht um die Zerstörung des Gebiets. Atomwaffen dienen der Abschreckung, kaum der Offensive. Daher denke ich nicht, dass es zu einem größeren Einsatz kommt. Ein kleiner Einsatz wäre schon eher denkbar, aber würde – und das ist wohl allen klar – zu einer größeren Eskalation führen, die niemand will. Aber gut, einem Trump würde ich das schon eher zutrauen.
Europa im Dritten Weltkrieg
Auch wenn der Ukraine-Krieg in Europa begonnen hat, muss Europa nicht zwangsläufig das erste große Schlachtfeld werden. Die militärischen Auseinandersetzungen werden es aber über kurz oder lang erfassen. Den Anfang könnten kriegsbedingte Migrationsbewegungen oder steigende Preise qua innerer Aufstände ausmachen, aber auch in Europa oder in Deutschland ist bei einem globalen Krieg ein militärisches Vorgehen nicht ausgeschlossen.
Dabei ist Deutschland als sogenannte “Postheroische Gesellschaft” wie weite Teile Europas moralisch kaum geeignet für Krieg und die damit einhergehende Opferbereitschaft. Bisher interessierten Verluste unter den deutschen Soldaten im Ausland kaum, doch das könnte sich ändern, wenn es mehr werden. Und wenn die Soldaten sterben, wird das zu Protesten führen. Denn wir wollen uns keine Tote mehr erlauben. Dann wird die autonome Waffenführung noch mehr forciert.
Der Krieg wird in unseren Gefilden zunächst als Propagandakrieg starten, wie es Russland mit seinen Trolls und Bots bereits tut. Man will die Spaltung vorantreiben und die vielen einfach gestrickten Menschen, die schon darauf reingefallen sind, zeigen auf, wie gefährlich diese Situation ist. Auch Corona gab einen Vorgeschmack darauf, was die mediale Beeinflussung erreichen kann. Die Idee ist keineswegs neu und funktionierte bereits in Großbritannien bezüglich des Brexits, der mit gezielten Lügen und Fehlinformationen durch Konservative erreicht wurde.
Wie sich der Krieg genau entwickeln wird, ist selbstverständlich nicht voraussehbar. Aber es ist abzusehen, dass die Kriegswahrscheinlichkeit steigt. Denn wir versagen ständig, aus der Geschichte zu lernen.
Wie wird der Dritte Weltkrieg enden?
Meines Erachtens steht es nicht gut um unsere Verteidigungskräfte, die vor allem durch die USA gedeckt sind. Bricht die USA weg, weil beispielsweise Donald Trump erneut Präsident wird und das Land gespalten wird, dann werden China und Russland diese Gelegenheit sicherlich nutzen.
Die USA wird durch die Konservativen im eigenen Land zersplittern und dadurch als Hegemonialmacht wegbrechen. Es ist durchaus plausibel anzunehmen, dass sich in dem Land unter Waffen einzelne Warlords herausbilden, wenn die zentrale Macht in Washington wegbricht. Die USA folgen dabei m.E. dem Beispiel des Römischen Reichs.
Die USA wird auf kurz oder lang innerlich zersplittern. Der afrikanische Kontinent ist bereits im Fadenkreuz der jeweiligen Blöcke und Mächte. Ist die USA aber als Schutzmacht weg, wird Europa wackeln. Wir hätten uns eben schon vor Jahren damit beschäftigen müssen. Dieses Versäumnis in der Form des Weitersos bezüglich der Wahrnehmung der Welt, der sozialen Gerechtigkeit oder des Klimawandels geht auf das Konto der CDU/CSU in Deutschland und der Konservativen weltweit. Sie werden uns, wie bereits vor 100 Jahren in den Krieg führen, weil sie sich nicht verändern konnten.